Ist der Grill der bessere Herd?
Kartoffelgratin, Schmor-Rippchen oder Apfelkuchen auf dem Lagerfeuer zubereiten? Mit dem Dutch-Oven kein Problem. Denn der ist das neue Wunderding unter BBQ-Fans. Mit dem dickwandigen Topf aus Gusseisen wird der Grill zum Herd.
Ein Topf erobert die Welt
Der Dutch-Oven ist überall da zuhause, wo draußen gekocht wird. Die australischen Schäfer nennen ihn „Camp Oven“, die französischen Landarbeiter packen auf Reisen ihren „Cocotte“ ein und in Südafrika kommt der „Potje“ auf den Grillrost. So unterschiedlich die Namen klingen, gemeint ist immer das gleiche: Ein dickwandiger Kochtopf aus Gusseisen mit einem eng sitzenden Deckel, der direkt auf der Glut verwendet wird. Der Name „Dutch-Oven“ etablierte sich vor allem in den englischsprachigen Ländern im 18. Jahrhundert.
„Dutch“ heißt übersetzt „holländisch“. Von ebenda brachte auch ein Engländer namens Abraham Darby das Produktionsverfahren für gusseiserne Töpfe mit. Er ließ sich das Verfahren patentieren und verkaufte seine „Dutch Oven“ in England und den britischen Kolonien. Die Töpfe waren vor allem bei den Siedlern des noch jungen Amerikas beliebt. Auf den langen Reisen durch das Land waren sie praktisches Koch-, Brat- und Backgeschirr in einem. Außerdem macht dass Gusseisen die Töpfe besonders stabil und langlebig – auch über Generationen hinweg. Für die Siedler Familien war der Dutch-Oven oft so wertvoll, dass er sogar per Testament weiter vererbt wurde.
So funktioniert der Dutch Oven
Die Funktionsweise ist simpel und vielfältig einsetzbar. Das Gusseisen wird durch das Aufsetzen auf Kohlen erhitzt. Damit sich das Metall gleichmäßig erwärmt, werden auch Kohlen auf den Deckel gelegt. Der Dutch Oven arbeitet also mit Ober- und Unterhitze. Dadurch werden die Speisen schonend gegart, ohne anzubrennen. Damit die Kohle auf dem Deckel bleibt, ist der Rand außen hoch gezogen. Durch die Materialstärke des Topfs wird die Hitze länger gespeichert.
Viele Möglichkeiten mit einem Topf
Klassisch angewendet, herrschen im Topf die perfekten Bedingungen für Back- und Schmorgerichte. Aber auch zum Braten von Fleisch eignet sich der Dutch Oven. Zunächst wird ein Fleischstück kurz im offenen Topf angebraten, bis Röst-Aromen entstehen. Dann einfach den Deckel darauf und nachgaren lassen. Diese Zubereitungsform passt übrigens auch hervorragend zu einem leckeren Dry Aged Beef.
Die Töpfe kommen in verschiedenen Größen und Formen. Flache Modelle eigenen sich eher für Speisen, die mit höheren Temperaturen zubereitet werden. Tiefe Dutch Oven sind ideal für Schmor- und Backwaren. Der Deckel ist auch solo verwendbar. Dreht man ihn um, wird er zur Pfanne. Beim Camping gibt es so ein perfekt gebratenes Eier- und Speck- Frühstück.
Die perfekte Temperatur
In den USA gibt es eine einfache Faustregel. Um 180 Grad zu erzeugen, nimmt man die Größe des Dutch Ovens (in Zoll) und verdoppelt sie. Das ergibt die Anzahl der benötigten Briketts. Für einen 12 Zoll Dutch Oven braucht es nach dieser Rechnung also 24 Briketts. Die Platzierung der Briketts richtet sich nach dem Inhalt des Topfs. Je nach Speise wird eigens gestapelt. Für Suppen, Eintöpfe und alles was köcheln soll gilt 1/3 der Briketts auf und 2/3 unter den Topf, für Backwaren ist es anders herum. Hier kommen 2/3 der Kohlen auf den Topf. Beim Schmoren und Braten werden die Briketts gleichmäßig verteilt.
Erst einbrennen, dann loslegen
Zum Einbrennen wird der Topf mit Sonnenblumenöl eingerieben und bei 200 Grad für ca. 1 Stunde dem Feuer bzw. Ofen überlassen. Dadurch entsteht eine Patina, die das Metall vor der Feuchtigkeit der Luft und damit vor Rost schützt. Dabei bildet sich auch eine Antihaftbeschichtung. Die Speisen bleiben nicht im Topf kleben, sondern landen auf dem Teller. In der heimischen Küche könnte das Einbrennen aber zum Feuerwehreinsatz führen. Denn es entsteht sehr viel Rauch. Besser ist es also, den Topf im Freien einzubrennen. Viele Hersteller bieten die Töpfe aber auch schon voreingebrannt an.
Die richtige Pflege
Nachdem Gebrauch wird der Dutch Oven von Essensresten befreit. Dabei wird ausschließlich warmes Wasser verwendet. Seife oder Spülmittel würde die eingebrannte Schutz-Patina zerstören. Dann wird der Topf abgerieben und kurz an der Luft getrocknet. Zum Schluss noch eine dünne Schicht Öl auftragen. Der Dutch Oven sollte niemals im Wasser stehen, sondern nur nass abgerieben werden. Kalte Flüssigkeit auf dem heißen Gusseisen, sollte man unbedingt vermeiden. Das Metall kann brechen und der Topf ist dann hin.